Wann es weh tut


Wann es weh tut – wie empfinden wir Schmerzen?
Marathon mit gebrochenem Knöchel? Arbeiten trotz Herzinfarkt? Unser Gehirn ist ein Meister der Verdrängung von Schmerzen – manchmal. Nur bei chronischen Schmerzen versagen unsere Schutzsysteme völlig.

Schmerzen können verdrängt werden
Unsere Schmerzfühler registrieren Schmerzen und leiten sie als elektrische Impulse über verschiedene auf Schmerz spezialisierte Nervenbahnen an unser Gehirn weiter. Dort werden die Schmerzen bewusst wahrgenommen, bewertet und verarbeitet.

Wie stark unser Bewusstsein in der Lage ist, auch stärkste Schmerzen zu verdrängen, zeigen Beispiele von Spitzensportlern, die im Eifer eines Wettkampfes Knochenbrüche nicht bemerken und erst Stunden später damit zum Arzt gehen. Ein ebenfalls sehr geläufiges Beispiel ist der Herzinfarkt, den manch ein gestresster Manager an seinem Arbeitsplatz nicht registriert, da er zu sehr unter Leistungsdruck steht und seine ganze Aufmerksamkeit nur der Arbeit gilt.

Wie kommen diese Phänomene zustande?
Unser Nervensystem besitzt an Schaltstellen und Nervenbahnen sehr wirkungsvolle Schutzsysteme, die dazu dienen, Schmerzen zu unterdrücken oder zu beseitigen. Je nach der individuellen Ausgangssituation des Betroffenen werden daher gleich starke Schmerzreize sehr unterschiedlich bewertet und empfunden.

Illustration: Weg eines Schmerzreizes von seinem Ursprung, einer Verletzung an der Hand, über die Nerven ins Rückenmark bis zum Gehirn. Schutz vor dem Schmerz bieten Endorphine und andere Botenstoffe. Der Schmerz wird durch sie als nicht so schlimm wahrgenommen

Zu solchen Schutzsystemen zählen die Endorphine und Cannabinoide. Andockstellen für diese „körpereigenen Schmerzmittel“, die ähnlich wie Opium oder Haschisch wirken, befinden sich in fast allen Organen, besonders häufig aber in Rückenmark und Gehirn. Unter Stress und bei Schmerzen werden diese Substanzen vermehrt gebildet und schützen den Organismus vor Schmerzen.

Teufelskreis: Chronisch Schmerzkranke leiden mehr
Umgekehrt stellt sich dagegen die Situation bei chronisch Schmerzgeplagten dar: Sie bewegen sich wegen ihrer Schmerzen wenig, weshalb sie weniger schützende Endorphine bilden. Da ihnen aber Bewegung ohne Endorphin-Schutz keine Freude sondern Schmerzen bereitet, bewegen sie sich noch weniger – ein Teufelskreis. Damit wird klar, warum chronisch Schmerzkranke oft von Schmerzmitteln profitieren, die an den körpereigenen schmerzhemmenden Bahnen ansetzen und die Endorphine nachahmen – die so genannten Opioide.

Welche Ursache die Schmerzen haben, spielt dabei nach Ansicht der heutigen Schmerzforschung praktisch keine Rolle. Der frühere Glaube, dass Opioide nur bei Tumorschmerzen sinnvoll sind, ist längst widerlegt. Denn auch unsere körpereigenen Endorphine werden bei jeder Form von Schmerzen und Stress produziert.

Weitere Informationen zur Entstehung und Behandlung von Schmerzen finden Sie in unserem umfassenden Informationsdienst www.schmerz-tipps.de.